Audio-Vorbereitung 1 oder: Liest mir mal bitte jemand meine Vorbereitungstexte vor?

Als Dolmetscher sind wir ja alle auch ein bisschen in den Charme der gesprochenen Sprache verliebt. Meine Frage, wie ich auch in der Dolmetschvorbereitung mehr mit gesprochenen statt geschriebenen Wörtern zu tun haben könnte, hat deshalb zwar auch zum Ziel, beispielsweise die Autofahrt zum Anhören von Texten oder auch von mehrsprachiger Terminologie zu nutzen (mobile learning oder m-learning). Aber ganz abgesehen davon höre ich auch gerne aus Freude am Vorgelesenbekommen. Und nicht zuletzt halte ich es auch für plausibel, dass es uns Dolmetschern beim Abrufen von Terminologie als Klangbilder hilft, wenn wir diese auch in Form von Klangbildern und nicht als Schriftbilder gelernt haben.

Mit all diesen Beweggründen im Rücken habe ich mich nun also vor Wochen aufgemacht, die perfekte Lösung für das Erstellen von Audio-Dateien aus geschriebenen Texten zu finden – Stichwort Sprachausgabe, Sprachsynthese oder auch Text-to-Speech (TTS). Hier gibt es im Wesentlichen zwei Optionen:

1. die im Betriebssystem (Windows oder Mac OS) enthaltene Spracherzeugungsfunktion,

2. spezielle Spracherzeugungssoftware.

Es hat sich herausgestellt, dass eine besondere Herausforderung darin liegt, mehrsprachige Texte zu vertonen, also den Sprachwechsel innerhalb eines Textes (Glossars) zu bewerkstelligen – aber auch das ist möglich! Die unterschiedlichen Möglichkeiten zur einsprachigen bzw.  mehrsprachigen Vertonung werde ich in den nächsten Tagen in gesonderten Beiträgen vorstellen, denn sie sind teilweise etwas erklärungsintensiv.

Es sei nur so viel gesagt: Ich habe vergangene Woche im Auto eine halben Stunde lang Hedda (der deutschen Microsoft-Stimme) dabei gelauscht, wie sie mir einen EU-Kommissionsbeschluss über aggressive Steuerplanung vorliest. Das möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten:

Gut, Hedda hat einen leicht französischen Akzent, und mir ist plötzlich klar geworden, was für eine schöne und sinntragende Sache doch die Prosodie ist (Die englische Hazel hat mich da schon eher überzeugt. Aber ich denke, insgesamt sind die englischen Kunststimmen besser entwickelt als die restliche Sprachenwelt). Aber alles in allem habe ich mich nachher gut vorbereitet gefühlt. Das Gute (oder Schlechte) beim Vorlesen ist nämlich, dass man auch bei langweiligen Textpassagen gezwungen ist, sich beispielsweise mit den Finessen der Benennung von Mitgliedern einer Expertengruppe auseinanderzusetzen. Was schon mal gar nicht dumm ist.

 

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